Quelle: Friedrich Mack/Rolf Schneider/Hubert Wäschle: Sucht im Schulalltag. Eine Praxishilfe nicht nur für Lehrerinnen und Lehrer. Geesthacht 1996. Verlag: Neuland-Verlagsgesellschaft, Geesthacht
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Dieses "Buch" ist zwar schon aus 1996 und heute als "Buch" nicht mehr lieferbar, aber als pdf-file ist es im www noch abrufbar und es hat auch nichts an Aktualität verloren.
Einer der Autoren - Hubert Wäschle (Suchtberater, seit kurzem im Ruhestand) - hat uns in den schlimmsten Jahren mit Rat und Tat sehr zur Seite gestanden, wir verdanken ihm unendlich viel.
Diese Praxishilfe ist sehr interessant und ich finde, auch als "Eltern" kann man den einen oder anderen Gedanken daraus verwenden/umsetzen.
Lg Cuba
Nachtrag 22.01.2012: Ich würde das gerne noch ergänzen; einer der Mitautoren, Hubert Wäschle, war ja auch unser Drogenberater, der jetzt in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist. Anlässlich seiner Pensionierung erschien gestern ein Artikel über ihn in der Sindelfinger Zeitung.
„Ich habe viel über das menschliche Verhalten gelernt“, fasst er sein Bemühen um Süchtige und ihre Angehörigen zusammen. „Suchtkranke versuchen, einem etwas zu verkaufen, verschweigen aber die Nachteile.“ Sie seien abhängig, brauchten aber andere, um ihre Abhängigkeit leben zu können. Das mache die Bezugspersonen zu Ko-Abhängigen. „In der Beratung ist es wichtig, ihnen das klar zu machen, denn der Süchtige macht ihnen Angst oder lässt sie sich schuldig fühlen“.
Hubert Wäschle ist zwar raus aus dem Betrieb, aber die Gedanken kreisen noch um seine früheren Klienten. Dann wird er ganz ernst. „Auf der Brücke zwischen Citycenter und Hertie saß einer unserer Kunden. Wenn man dem fünf Euro gibt, hilft man ihm, dass er sich nicht verändern muss. Die Bezugspersonen erwarten alle, dass er sich ändert, aber sie erreichen genau das Gegenteil.“
Wäschle begann früh, den Angehörigen in Elternseminaren und -kreisen Orientierung und Sicherheit zu geben. „Sonst gehen sie kaputt. Denn wer mit Suchtabhängigen zusammenlebt, wird immer verstrickt, bis er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Man braucht eine klare Haltung.“ Die eigene Haltung sei wichtig, um helfen zu können, ohne sich vor den Karren spannen zu lassen. Auch er sei am Anfang am Nasenring gezogen worden, habe aber gelernt, in solchen Situationen zu sagen: Ich habe ein Problem, bestimmte Sachen mitzumachen: „Dann kann man mit dem Suchtkranken überlegen, was gemeinsam geht und was nicht.“ Wenn er dem Berater nicht folgt, könne der nichts machen, dann sei seine Grenze erreicht.
Mitte der 1980er habe es eine richtige Krise gegeben. „Wir sind angetreten mit dem Motto: Wir erreichen die Unerreichbaren. Wir waren bei den Leuten auf der Straße, aber wir haben sie nicht verändert. Die Schwierigkeit ist, das Prinzip Hoffnung in den Teufelskreis zu bringen“, so Hubert Wäschle: „Es ist ein Schwarzer-Peter-Spiel und ich muss erkennen, welche Rolle ich dabei spiele.“
Ein 40-Jähriger gab ihm einmal die Schuld, weshalb er vor zehn Jahren nicht in die Beratungsstelle gekommen sei: Wäschle hätte seiner Mutter gesagt, sie solle ihn rausschmeißen. Auch bei guten Gesprächen bleibe man meist an der Oberfläche. Erst wenn der Klient zugibt, dass er ein Problem hat, komme man an den Kern. Ziel sei dann, den Selbstwert ohne Suchtmittel wieder herzustellen. Je länger einer Suchtmittel nehme, desto weniger sei er in der Lage, Konflikte zu lösen. „Das ist wie einer, der zehn Jahre Marathon im Fernsehen geguckt hat und nun Sportschuhe kauft und losläuft. Der ist nach 500 Metern erschöpft.“
Ende der 80er leitete der Psychologe viele Seminare für Alkoholabhängige in der Industrie und erarbeitete zusammen mit Friedrich Mack und Rolf Schneider das Stufenprogramm Sucht im Schulalltag. Er beriet Lehrkräfte für den Umgang mit gefährdeten Jugendlichen. Für die zwei bis drei Prozent in jeder Altersstufe sei es nicht leicht, aus der Drogenszene auszusteigen, was wie Verrat ist, und eine neue Gruppe zu finden, in der man seine Meinung vertreten und Kritik aushalten muss.
Alkoholiker müssten lernen, dass sie nicht mehr zur Randgruppe der Säufer gehörten, sondern zur Randgruppe der Abstinenzler. Hätten sie das begriffen, gebe es ihnen Halt.
Ob jemand clean oder trocken bleibe, sei schwierig einzuschätzen. Viele machten einen 24-Stunden-Turbo-Entzug mit Beruhigungsmitteln. Doch nach der körperlichen Entgiftung müssten sie das seelische Gleichgewicht wiedererlangen und die Auslöser ihrer Sucht umschiffen lernen. Die sich in der Nachsorge- oder Selbsthilfegruppe unterstützen lassen, schaffen das zu 80 Prozent, so Hubert Wäschle. Viele melden sich dann zu Helferlehrgängen.
Nachtcafé - Schuld und Versöhnung / SWR Fernsehen v.li.: Ralf Witte, Christine Wieland, Anke Hiddfeld, Wieland Backes. Sendung am 5. Oktober Schuld und Versöhnung
Ob eine außereheliche Affäre, ein tragischer Unfall mit nachhaltigen Folgen oder gar ein kalkuliertes Verbrechen – es gibt unzählige Möglichkeiten, Fehler zu begehen und sich schuldig zu machen. Doch ganz egal ob die Ursache ein dummer Zufall oder eine bewusste Handlung war, mit seiner Schuld umzugehen, ist eine große Herausforderung. [mehr zu: Schuld und Versöhnung]
Die Gäste der Sendung
Angelika Gabius - Sie kämpft gegen schwere Schuldgefühle, denn ihre Tochter nahm sich mit 21 Jahren das Leben. Matthias Illigen - Der Österreicher tötete im Wahn seinen Vater und muss lernen, mit der Schuld umzugehen. Christine Wieland - Sie musste im Domina-Studio der Mutter arbeiten und kann sich mit ihren Eltern nicht versöhnen. Dr. Hartmut Jatzko - Der Psychotherapeut betreut seit über 30 Jahren traumatisierte Opfer und Angehörige. Anke Hiddfeld - Sie litt lange unter einer gewaltgeprägten Kindheit und kann ihren Eltern dennoch verzeihen. Ralf Witte - Der Familienvater saß über fünf Jahre als verurteilter Vergewaltiger unschuldig im Gefängnis. Claudia Kohde-Kilsch - Der Ex-Tennisstar prozessierte fünf Jahre lang gegen eigenen Stiefvater. [mehr zu: Die Gäste der Sendung]
Ich habe mir die Erfahrungsberichte der Mütter suchtkranker Kinder durchgelesen. Es hätte fast immer der Name meines Sohnes und meiner drunter stehen können. Erschreckend, dieser immer gleiche Ablauf.
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15.08.2010 21:59
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