Danke Käthe,

wie oft ist diese Mutter wohl schon durch die Hölle gegangen, bis zu dieser Sichtweise kam.

So traurig es ist, ich denke, sie hat recht.

...jaja, der STERN mit seiner eindimensionalen, plakativen und reißerischen Berichterstattung. Ich finde den Artikel angesichts der hohen Auflage dieser Zeitschrift geradezu ärgerlich und gefährlich.
Warum? Weil er der Gesellschaft genau die Lösung bietet, die sie im Umgang mit Obdachlosen braucht. "Normale" Bürger, die von so einer Thematik so weit entfernt sind wie vom Mond, werden nun, nach Lektüre dieses Artikels, besseren Gewissens an Pennern, Berbern, Stadtstreichern und Nichtseßhaften vorbeigehen können, mit dem Gedanken: "Aha, ein Drogensüchtiger, dem darf man nix geben, kauft er sich eh nur Heroin davon, stand ja im STERN."
Dass es sehr vielfältige Gründe gibt, warum jemand obdachlos geworden ist; dass nicht jeder Obdachlose ein Problem mit harten Drogen hat; dass manche dieser Menschen auf der Straße leben, weil sie es aufgrund einer psychischen Krankheit in geschlossenen Räumen irgendwann nicht mehr ausgehalten haben; dass viele noch nicht mal im Winter die (sowieso knappen ) Übernachtungsmöglichkeiten nutzen, weil sie sich nicht von ihren Hunden trennen wollen, die dort nun mal nicht erlaubt sind, usw. usf....Das wird in der Bevölkerung normalerweise überhaupt nicht differenziert, geschweige denn diskutiert. Der Anblick von Obdachlosen im Stadtbild ist peinlich, macht Angst, ruft Abscheu, Widerwillen und Mißbilligung hervor. Sie haben in den Augen der meisten Leute in unserer Gesellschaft nichts zu suchen, stehen auf der alleruntersten Stufe der sozialen Leiter, sind quasi "unsichtbar", werden oft nicht mal als menschliche Wesen wahrgenommen. ( Wir alle wissen von den grausamen Angriffen auf Obdachlose in der letzten Zeit : Da fragt man sich, wer denn hier eigentlich die Bestien sind?! )
Es muss ja auch gar nicht unbedingt Geld sein, was man gibt. Ein Paar abgelegte Winterschuhe oder Handschuhe tut`s auch. Oder einfach ein Lächeln oder ein "Guten Tag" als Signal: "Ich habe dich wahrgenommen." Gelegentlich unterhalte ich mich mit jemandem, der mir öfters begegnet ( Anti-Alkoholiker übrigens ); auch ein Obdachloser hat seine Geschichte und hat durchaus etwas zu sagen.
Ein Satz ist mir besonders in Erinnerung geblieben: "Ich bin halt 24 Stunden am Tag mit mir alleine."
Ja, wer sind wir denn, dass wir uns anmaßen, über Menschen zu urteilen, von denen wir nicht das Geringste wissen. ( Und glauben, zu wissen, was für sie "das Beste" sei.)
Zurück zum STERN- Artikel: Ich verstehe natürlich die Gedanken dieser Mutter aus ihrer Sicht, aber es ist ein Fall von so vielen und kann nicht undifferenziert auf das Problem als solches übertragen werden, wie diese Reportage es suggeriert. Auch halte ich es für äußerst fraglich, ob der junge Junkie von seiner Sucht ablassen wird, nur weil er kein Geld, kein Essen und keine Kleidung mehr geschenkt bekommt- viel wahrscheinlicher ist doch, dass das Maß seiner Verelendung fortschreiten und er sich auf Beschaffungskriminalität verlegen wird.
(In diesem Zusammenhang bin ich für die legale und kontrollierte Heroin- Abgabe an Schwerstabhängige, aber das ist wieder ein anderes Thema.)
Das ist meine Meinung. Wir sollten uns, glaube ich, gerade in diesen Zeiten, angesichts von rechtspopulistischen Strömungen, dumpfen Hass- und Ausgrenzungstendenzen gegenüber Minderheiten, unser eigenständiges Denken, unsere Zivilcourage und auch unser Mitgefühl bewahren- und nicht nur an Weihnachten.
LG, Petra

Kann ich nachvollziehen Petra. Ich denke auch dass nicht immer das absolute richtig ist. Wenn jemand so wie dieser Sohn so tief drin steckt ist es nicht möglich
für Ihn alleine da wieder raus zu kommen. Da ja sein Denken total eingeschränkt ist. Mich ärgert es auch immer wieder daß so verfahren wird und uns Mamas ans
Herz gelegt wird schmeiß dein Kind raus wenn du es liebst. Ist das der einzige Weg um es zum umkehren zu bewegen?? Nein. Vielleicht bin ich ja alleine mit der Meinung
dass man auf jeden Fall diesen Leuten auch und vor allem gegen deren Willen helfen muss. Und nicht erst wenn sie straffällig werden und die Situation immer aussichtsloser.

Was ich noch schreiben wollte ist leider nicht mehr gespeichert worden da ich wohl zu lange für meine Änderung gebraucht habe.

Also nochmal: Wirf dein Kind raus wenn du es retten willst. Ist DAS das einzige Mittel das hilft? Nein, das glaube ich nicht aber das ist das einzige Mittel das wir Eltern in die Hand gelegt bekommen.
Ist es so am einfachsten sich als Staat aus dem Thema raus zu halten?

Angeblich sind wir doch ein Sozialstaat, wieso also werden dann unsere Ärmsten der Armen sich selbst überlassen mit der Rechtfertigung: Sie wollen es ja nicht anders!?
Da lässt sich unsere Regierung lieber für seine Hilfsbereitschaft den Flüchtlingshorden gegenüber loben und heimst dicke Anerkennung ein. Die Bundeskanzlerin soll dafür sogar für
den Friedensnobelpreis nominiert worden sein!!!!!???
Andere Länder schaffen es ja auch ganz gut mit Obdachlosigkeit umzugehen.
Die schwedische Regierung z.B. integriert Obdachlose im Land wieder in die Gesellschaft, so dass diese
einem geregelten Tagesablauf und somit auch wieder einer Arbeit nachgehen können. Das nenne ich human!

Hallo,

diese verzweifelte Mutter bittet darum, das Geld lieber Organisationen zu geben, die Obdachlose von der Straße holen. Und nicht darum, wegzuschauen.

LG Geli

Nachtrag...

Es ist natürlich kein Ding , einem Obdachlosen ein paar Kröten zuzustecken und mit beruhigtem sozialen Gewissen weiterzugehen. Bissl shoppen, bissl kuschelig ins Café setzen. Die gute Tat des Tages ist erfüllt, das Gewissen beruhigt, weitermachen mit Konsum. Vielleicht noch ein Glaserl Wein dazu..

Ich spende regelmäßig an die Organisation Condrops. Das sind Profis, die sich um Drogenabhängige kümmern, unterschiedlichste wohn- und Therapievarianten anbieten und an der Front arbeiten. Aber auch hier bedarf es eines minimums an Bereitschaft, Hilfe anzunehmen.

Ich denke, die Angst dieser Mutter ist: wenn ihr Sohn von Passanten weiterhin so versorgt wird, dass er das Straßenleben unter anderen Junkies einigermaßen weiterführen kann, bringt ihn das eher um, als wenn er die Notwendigkeit hat, wegen Hunger und Durst eine Einrichtung aufzusuchen, die Erstversorgung leistet. Da kann dann angesetzt werden mit echter Hilfe!

Die sogenannte Nichthilfe, von der diese Mutter spricht, ist doch keine Ignoranz! Das ist eher das milde lächelnd hingeworfene Geldstück.

Ebenfalls Hallo,
die Caritas Köln hat vor kurzem einen Leitfaden herausgegeben, in dem es um den Umgang mit Bettlern und Obdachlosen geht.
Sie empfiehlt , Menschen die auf der Straße leben, auf keinen Fall zu ignorieren.
Auf die Frage "Sollte man bettelnden Menschen überhaupt Geld geben?"heißt es in dem Leitfaden " Warum nicht?"
Auch auf die Gefahr hin, dass sie sich davon Alkohol oder andere Suchtmittel kaufen.
Menschen , die auf der Straße leben haben oft Suchtprobleme und ein kalter Entzug kann im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein.

Den Ratschlag der Mutter " Gebt meinem Sohn nichts mehr!" ignoriert ihn( in der Hoffnung, er würde sich dann helfen lassen) empfinde ich als sehr fragwürdig.
Sie weiß nicht, wie ihr Sohn auf dieses Nicht- Wahrgenommen- Werden reagiert, welche Schlüsse er für sich daraus zieht.
Drogenabhängigen nur dann unsere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wenn sie bereit sind, sich helfen zu lassen halte ich für die Gesamtproblematik der Sucht nicht als hilfreich.

LG Birgit

Hi,
ich habe diese Diskussion erst heute entdeckt und bin ehrlich etwas entsetzt, dass sich hier plötzlich Fremdenfeindlichkeit und Stammtischgerede einschleichen. Ich plädiere ausdrücklich dafür, hier nicht Randgruppen gegeneinander auszuspielen und politische Statements zu unterlassen!!!
Felicitas

Hallo Felicitas,
vielleicht kannst du auf deinen Beitrag etwas näher eingehen.
Fremdenfeindlichkeit, Stammtischgerede, Ausspielung von Randgruppen, politische Statements ?

LG Birgit

Ich spiele an auf die Äußerungen von Susa in diesem Thread - möchte sie eigentlich nicht nochmal wiederholen.
Gruß, Felicitas

Fremdenfeindlichkeit? Du hast wohl meinen Beitrag nicht gelesen. Tut mir leid für mein Stammtischgerede, fe!icitas!

Ich glaube auch, dass Felictas etwas für sich in deinen Beitrag hinein interpretiert hat, was du in keinster Weise geschrieben hast.

LG Birgit

Hallo Ihr,

wir alle hier sind Mütter, deren Kinder suchtkrank sind. Wir alle laufen mit offenen Wunden durchs Leben und sind empfindlich bei allem, was mit dem Thema zu tun hat.

Ich zum Beispiel habe seit dieser Diskussion das Gefühl, mit meinen Gedanken herzlos rüberzukommen. Aber ich versuche ja auch nur, die Dinge von allen Seiten zu betrachten und bin dankbar für andere Meinungen, weil ich kein Patentrezept kenne, mit Menschen umzugehen - meinem Sohn eingeschlossen - die so aus der Bahn geworfen wurden bzw die sich so rausgekickt haben aus allem, was gesellschaftlich als normal gilt. Vor allem in so einem reichen Land wie Deutschland, in dem keiner auf der Straße leben soll. Und dennoch gibt es so viele, die da landen. Und leider sind unter ihnen Kinder von uns.

Wir tauschen uns hier aus, jede Mutter mit einer großen Portion Hilflosigkeit und Verzweiflung im Herzen. Worte kommen schon mal falsch rüber oder werden im inneren Durcheinander unglücklich formuliert, säßen wir uns gegenüber, sähe so eine Diskussion sicherlich anders aus.

Es geht nicht um gute Mutter - schlechte Mutter, um richtig oder falsch. Wir können uns hier nur gegenseitig dabei helfen, durch zu kommen und uns nicht zu verlieren.

Ich wünsche euch und euren Kindern von Herzen ein gutes 2018.

Geli

Hallo,
hier geht gerade einiges durcheinander. Ausgangspunkt war ja der STERN- Artikel, der Appell der Mutter, ihrem Sohn keinerlei Hilfe mehr zukommen zu lassen und vor allem die fettgedruckte Zeile: "Es gibt nur eine richtige Art, Obdachlosen zu helfen." Dies hat mich ganz besonders gestört.
Der Aufruf, an Organisationen zu spenden, die die Leute "von der Straße holen", ist da meiner Meinung nach viel zu allgemein und schwammig- es gibt viele solcher Organisationen, klar können sie Spenden immer gebrauchen, aber die Problematik ist nicht in erster Linie finanzieller Art. Es gibt mehr als genug Menschen, die auf diese Weise nicht mehr zu erreichen sind ( geschweige denn sich aus eigenem Antrieb an solche Stellen wenden ), sondern eben nur mit direkter, unmittelbarer, kurzfristiger Hilfe. Also eigentlich mit fast gar nichts.
Dies war es hauptsächlich, worum es mir in meinem Beitrag ging.
Nicht darum, ob man drogenabhängige Kinder vor die Tür setzen soll oder nicht, und schon gar nicht hat dies alles irgendwas mit der Flüchtlingspolitik zu tun.
Von daher verstehe ich sehr gut, was Felicitas mit ihrer Kritik meint. Man neigt ja leider viel zu oft dazu, irgendwem für irgendwas die Schuld zuzuschieben, und es ist fatal, wenn dafür Randgruppen und Minderheiten herhalten müssen.
Unsere drogenabhängigen Kinder gehören auch zu einer Randgruppe in der Gesellschaft...
Grüße, Petra