Eigentlich nicht zu fassen, liebe Anja, so ein "alter" Artikel, von 1989, und doch aktueller denn je!

Es ist Vieles, was man greifen könnte, Vieles, was man ahnte und Vieles, was man wußte. Warum wird immer noch nicht dementsprechend ge- und behandelt und ZUSAMMEN gearbeitet?

Sehr nachdenklich und ob der langen Zeit, zwischen Erscheinen des Artikels bis heute, eigentlich zum Schreien!

Ich danke Dir sehr, kannte ich noch nicht.



für mich besonders interessant und so bekannt:

"Besonders peinigend empfinden Eltern die eigene Ohnmacht, das Gefühl, weder mit Liebe noch mit Strenge das Suchtverhalten beeinflussen zu können..........

Sie habe dabei mitunter Angst, "ob ich auch die richtigen Worte finde", vor allem, "wenn es womöglich um Leben und Tod geht". Der Vater etwa habe nach seiner Freilassung "vor einer Kurzschlußhandlung" gestanden...........

.......wenn Eltern plötzlich auf alles verzichten, "was das gemeinsame Leben bis dahin lebenswert machte", die Urlaubsreise ebenso wie das Feiern mit Freunden..........

......Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen professionellen Helfern - Therapeuten, Sozialarbeitern, Beamten - und den Angehörigen von Abhängigen häufig heikel. Suchtexperte Schaltenbrand hat eine Tendenz zu "Gegnerschaft und Konkurrenz" beobachtet, die in anderen Ländern "undenkbar" sei. In den USA etwa könne man sich kaum vorstellen, "daß in Deutschland Drogenarbeit ohne Familienangehörige für möglich gehalten und praktiziert wird". Eltern und Familie, so Schaltenbrand, könnten "gar nicht früh genug" einbezogen werden........

In einigen Therapieeinrichtungen, deren Mitarbeiter sich noch immer die "Brechung der Suchtpersönlichkeit" zum Ziel gesetzt haben und mittels einer Art Gehirnwäsche einen neuen, abstinent lebenden Menschen aufbauen wollen, der mit seiner Vergangenheit total bricht, ist für die Mitarbeit von Angehörigen kein Raum.
"Der Kontakt zum alten Leben wird jäh unterbrochen", beschreibt der eheinalige West-Berliner Drogenbeauftragte Wolfgang Heckmann die Praxis in therapeutischen Wohngemeinschaften, Familie, Freunde und Bezugspersonen würden zunächst aus dem Gesichtskreis der Patienten "verschwinden". "




Ich hoffe, Du hast Deine Batterien etwas laden können (Ihr Beide).

Alles Liebe und Nachti,

Chris

Doch Selbsthilfearbeit birgt auch Risiken. So besteht die Gefahr, daß langjährige Mitglieder versuchen, die Gruppe zu dominieren, sich aufgrund ihrer Erfahrungen gegenüber Neulingen als Hobby-Therapeuten aufspielen und vorschnell Ratschläge erteilen, wo Zuhören angebracht wäre. Als Grundsatz für Elternkreis-Arbeit gilt jedoch, wie es in einem Arbeitspapier heißt, "daß man nur sagen kann, wie es bei einem selbst war und ist, nicht aber, wie andere es machen sollen".

Liebe Anja

Erst gestern hab ich diesen sehr interessanten Artikel entdeckt. Der Absatz oben hat mich direkt angesprungen. Wir gehen manchmal in eine selbsthilfegruppe fuer Eltern suechtiger Kinder. Der ´harte Kern" ist teilweise sehr schwierig.
Ich hab oft das Gefuehl , Ich muesste alles was ich sage, ganz genau ueberlegen. Alles, wirklich alles wird dort, kommentiert oder kritisiert. Nach dem letzten mal dort, habe ich beschlossen, ich geh dort nicht mehr hin. Es ist mir zu anstrengend. Wenn diese Eltern alles wissen,frag ich mich, warum gehen sie dort hin ? Ich moechte das ich erzaehlen kann, was bei uns los ist, ohne verurteilt zu werden. Das jemand zuhoert, der mich versteht, ist doch das Wichtigste.

Das der Artikel schon so alt ist, war mir beim ersten lesen gar nicht aufgefallen.

Hier kann man Heute noch so viel lernen .

LG Sandra

wirklich sehr interessant, liebe Sandra.
Als ich vor ca. 3 Jahren solch eine Gruppe besuchte, habe ich ähnliches erfahren wie Du.
Ich wollte eigentlich nur reden dürfen in einem geschützten Raum. Es gab Mitglieder, die zuhörten ohne eine Wertung
vorzunehmen. Es kam aber auch zur Grenzüberschreitung und ich wurde von einer Mutter förmlich "herunter geputzt".
Sie kannte mein Vorleben gar nicht. Ich mußte weinen und bin nicht mehr in die Gruppe gegangen.
Dieses Thema ist für uns Alle sehr sensibel und wir können nur eigene Erfahrungen weiter geben. Jeder muß für sich
SEINEN Weg finden, damit umzugehen.
Liebe Grüße Martina

Genau so ist das, Ihr Lieben,

wie schön wäre es, wenn der Grundsatz "Leben und Leben lassen" zur Lebensmaxime für einen Jeden würde.

Sensibilität im Umgang mit anderen Menschen .... habe oft leider auch schon Ähnliches wie Ihr erlebt, auch sind Freundschaften an dieser Art "Klugscheisserei" zerbrochen, waren aber dann wohl auch keine wahren Freundschaften.

Wünsche Euch Dreien und natürl. allen anderen einen schönen Restsonntag :o)

LG Chris

Das ist genau das, was ich auch immer denke. Niemand kann sich vorstellen, wie es ist , mit einem Süchtigen zusammenzuleben.
Es sei denn, er hat es selber schon erlebt.
Und wenn es dann noch das eigene Kind ist................

Das alleine ist schon schwierig. Wenn es eine Patentlösung gäbe, jeder von uns würde die doch anwenden.
Aber die gibt es nun mal nicht.
Jeder Mensch und jede Familiensituation ist doch individuell. Man kann nicht immer sagen: schmeiß ihn raus,
lass ihn fallen usw.

Das wir uns als Person nicht vergessen dürfen, ist klar.
Aber auch das ist oft sehr schwierig. Wenn ich mit meinem Sohn alleine wäre,
wäre ich bestimmt schon durchgedreht. Ich hab ,zum Glück, meinen Mann.
Er übernimmt sehr viel. Und wir passen gegenseitig auf uns auf.

Im Moment ist es, zum Glück, etwas ruhiger bei uns.

Mittlerweile ist das größte Problem meines Sohnes der Alkohol.
Nächste Woche geht er in die Entgiftung. Hoffentlich!!!!
Und er ist etwas einsichtiger geworden.
Auch seine psychotischen Phasen sind seltener geworden. Toitoitoi.

Dünnhäutig und sensibel bin ich natürlich auch, bei allem was mein Sohn betrifft.

Und liebe Anja, wenn dich irgendeiner wegen deiner Geschichte meint verurteilen zu müssen,
dann denk an mein neues Lebensmotto:

Ach wie gut das niemand weiß, auf wen und was ich alles sch.......



LG Sandra